Museum Folkwang Sammlung Online
Frau vor der untergehenden Sonne
  • Caspar David Friedrich
  • Frau vor der untergehenden Sonne, um 1818

  • Öl auf Leinwand
  • 22 x 30,5 cm
  • Erworben 1937
  • Inv.-Nr. G 45
  • Zurzeit ausgestellt
  • Text zum WerkEin Kritiker des frühen 19. Jahrhunderts bezeichnete die Bilder Caspar David Friedrichs einmal als »mystisch-allegorische Landschaften«. Seitdem werden zwei Deutungsmuster immer wieder herangezogen, um das Gesamtwerk und einzelne Werke des Künstlers zu erklären.
    Ausgehend von der Annahme, die Gemälde seien Ausdruck einer religiösen Erlösungshoffnung, werden die dargestellten landschaftlichen Details als Symbole für Gott, Tod, Erlösung und Auferstehung gedeutet; Gebirge und Felsformationen etwa symbolisieren den christlichen Glauben, der dem Menschen Halt gibt und an dem er seinen Weg ausrichten kann. In der politischen Lesart sind die altdeutsche Tracht, die viele männliche Figuren des Malers tragen, Eichen oder Eichenwälder und gotische Bauwerke Anspielungen auf die zeitgenössische liberal-nationale Bewegung in Deutschland, mit der Caspar David Friederich offen sympathisierte.

    ›Frau vor der untergehenden Sonne‹ ist ein Sinnbild für das Gottvertrauen des seiner eigenen Vergänglichkeit bewussten Menschen. Seine genau kalkulierte Komposition aktiviert die religiöse Symbolik des dargestellten Motivs – Sonnenuntergang/Tod, Wegbiegung/Lebensende, Erlösungshoffnung/Felsblöcke – bereits, bevor sie im Wortsinn verstanden wird.
    Die in der Bildmitte aufragende weibliche Rückenfigur, für die möglicherweise Friederichs Ehefrau Caroline Modell stand, blickt in einen, die gesamte obere Bildhälfte ausfüllenden Sonnenuntergang. Der zu ihren Füßen sichtbare Weg biegt abrupt nach rechts ab, so dass der Eindruck einer Schwelle entsteht, die es zu überschreiten gilt. Die großen Felsblöcke im Bildvordergrund akzentuieren die herausgehobene Position der menschlichen Figur und verankern sie gleichzeitig so in der Komposition des gesamten Bildes, dass ihr Körper zwischen der irdischen und der überirdischen Sphäre still steht.
  • Provenienz[...]–[...], nachweislich 1906: Johanna Friedrich (Lebensdaten unbekannt), Greifswald | [...]–06.04.1937: Anna Siemssen (Lebensdaten unbekannt), geb. Friedrich, Greifswald, wohl erworben durch Erbgang | [...]–06.04.1937: Kunstausstellung Gerstenberger GmbH, Chemnitz (zu unbestimmtem Zeitpunkt von Anna Siemssen an Gerstenberger zur Vermittlung übergeben) | seit 06.04.1937: Museum Folkwang, Essen

    Provenienz unbelastet

    Die Untersuchung erfolgte im Rahmen des vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Projekts zur Bestandsprüfung (01.10.2019–30.09.2020).
  • Obj_Id: 1.003.005
  • Obj_Internet_S: ja
  • Obj_Ownership_S (Verantw):Malerei, Skulptur, Medienkunst
  • Obj_SpareNField01_N (Verantw):
  • Obj_Creditline_S: Museum Folkwang, Essen, Gemäldesammlung
  • Obj_Title1_S: Frau vor der untergehenden Sonne
  • Obj_Title2_S:
  • Obj_PartDescription_S (Titelerg):
  • Obj_SpareMField01_M (Alle Titel): Frau vor der untergehenden Sonne
  • Obj_Dating_S: um 1818
  • Jahr von: 1.813
  • Jahr bis: 1.823
  • Obj_IdentNr_S: G 45
  • Obj_IdentNrSort_S: G 0045
  • Obj_Classification_S (Objtyp): Gemälde
  • Obj_Crate_S: 22 x 30,5 cm
  • Obj_Material_S: Öl auf Leinwand
  • Obj_Technique_S:
  • Obj_SpareSField01_S (Mat./Tech.): Öl auf Leinwand
  • Obj_AccNote_S (Erwerb): Erworben 1937
  • Obj_PermanentLocation_S (Standort): Zurzeit ausgestellt
  • Obj_Condition1_S (Druckerei):
  • Obj_Condition2_S (Auflage):
  • Obj_Subtype_S (Genre):
  • Obj_Rights_S:
Text zum Werk
Künstler
Provenienz

Ein Kritiker des frühen 19. Jahrhunderts bezeichnete die Bilder Caspar David Friedrichs einmal als »mystisch-allegorische Landschaften«. Seitdem werden zwei Deutungsmuster immer wieder herangezogen, um das Gesamtwerk und einzelne Werke des Künstlers zu erklären.
Ausgehend von der Annahme, die Gemälde seien Ausdruck einer religiösen Erlösungshoffnung, werden die dargestellten landschaftlichen Details als Symbole für Gott, Tod, Erlösung und Auferstehung gedeutet; Gebirge und Felsformationen etwa symbolisieren den christlichen Glauben, der dem Menschen Halt gibt und an dem er seinen Weg ausrichten kann. In der politischen Lesart sind die altdeutsche Tracht, die viele männliche Figuren des Malers tragen, Eichen oder Eichenwälder und gotische Bauwerke Anspielungen auf die zeitgenössische liberal-nationale Bewegung in Deutschland, mit der Caspar David Friederich offen sympathisierte.

›Frau vor der untergehenden Sonne‹ ist ein Sinnbild für das Gottvertrauen des seiner eigenen Vergänglichkeit bewussten Menschen. Seine genau kalkulierte Komposition aktiviert die religiöse Symbolik des dargestellten Motivs – Sonnenuntergang/Tod, Wegbiegung/Lebensende, Erlösungshoffnung/Felsblöcke – bereits, bevor sie im Wortsinn verstanden wird.
Die in der Bildmitte aufragende weibliche Rückenfigur, für die möglicherweise Friederichs Ehefrau Caroline Modell stand, blickt in einen, die gesamte obere Bildhälfte ausfüllenden Sonnenuntergang. Der zu ihren Füßen sichtbare Weg biegt abrupt nach rechts ab, so dass der Eindruck einer Schwelle entsteht, die es zu überschreiten gilt. Die großen Felsblöcke im Bildvordergrund akzentuieren die herausgehobene Position der menschlichen Figur und verankern sie gleichzeitig so in der Komposition des gesamten Bildes, dass ihr Körper zwischen der irdischen und der überirdischen Sphäre still steht.